Bei meiner fortwährenden Suche nach physikalischen, um genau zu sein optischen Möglichkeiten zur Verschlechterung der Digitalfotografie bin ich in China fündig geworden:
C‑Mount Fujian mit echtem Glas und Metallfassung
Das Fujian 1:1,7/35mm, ein
billiger Flaschenboden preiswertes Objektiv aus China, beschriftet mit »TV Lens« (keine Ahnung, wie chinesisches Fernsehen aussieht) lässt sich mittels C‑Mount-Adapter an meine Fuji (hier die X‑E1) schnallen. Da es den APS‑C großen Sensor der Fuji-X-Kameras nur gerade so ausleuchtet und durch die vergleichsweise hohe Lichtstärke, passieren zum Rand hin lustige Sachen, u.a. eine deutlich sichtbare Vignettierung, gepaart mit einem
Bokeh, das sowas von »swirly« ist. In der Bildmitte ist das Objektiv dafür auch offen schon erstaunlich scharf (aus dem Reich der Mitte eben) und deswegen ein weiteres Poor Man’s
Petzval. Hier Bilder von heute Nachmittag in Bad Windsheim:
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Die sehr selektive Schärfe (eben nur in der Mitte)...
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...erweckt fast schon den Eindruck von Spielzeughäusern.
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Für Landschaften nur bedingt geeignet...
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...hat das Objektiv seine Stärken ganz klar im Portraitbereich.
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Drei sind für den »Sweet Spot« der Linse schon zwei zuviel...
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... und Actionfotos natürlich eher Glücksache
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Das Objektiv ist mit 1:1,7 gut in Innenräumen zu gebrauchen
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Kontraste und Farben werden sind wenigstens brauchbar
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Fujian 1:1,7/35 mm mit C‑Mount-Adapter an Fuji X‑E1
Als Effekt-Objektiv mit wunderbarem Bokeh schon ganz nett, aber die Ausbeute ist offenbar Glücksache und selbst für Könner ein Würfelspiel...
Vielleicht ist das genau der Punkt. Technisch perfekt aufeinander abgestimmten Komponenten fehlt manchmal ein gewisses Überraschungsmoment. Die meisten neueren Kameras und Objektive sind so konzipiert, dass man Mühe hat, ihnen etwas unvorhergesehenes zu entlocken. Der »Unsicherheitsfaktor Fotograf« wurde von der Technik auch schon weitgehend entschärft – da ist dann die eine oder andere technische Unzulänglichkeit eine willkommene Abwechslung.
Guter Punkt. Genau deshalb ist das Knipsen mit Lochkameras ja so spannend. Je perfekter die Apparatur, desto vorhersagbarer das Ergebnis...
...da bringst Du mich wieder auf was: Lochkamera
Aber bitte keine alten Agfa Clacks dafür ruinieren! Nimm’ eine Pappschachtel, die tut’s dafür auch...
Keine Angst, für die Aufnahmen musste keine Agfa sterben...
Die Möglichkeiten sind da vielfältig, wie man an meiner Pinmole-Camera sehen kann:
Selbstgebaute Lochkamera mit Krtek-Verschluß und Polaroidrückteil
Das Ergebnis ist nicht besonders erstaunlich, wenn man bedenkt, dass das Objektiv für kleinere Sensoren gerechnet wurde. Das Zauberwort heißt „Bildkreis“. Ähnliche Erlebnisse kann man selbstverständlich haben, wenn ein Kleinbildobjektiv an eine Großformatikamera geschraubt wird. Ich empfehle den anderen Weg: ein altes Mittelformatobjektiv mit entsprechenden Adapter an einer Digitalkamera verspricht viel Freude beim Spiel mit der Schärfentiefe.