Das oben gezeigte Foto hatte ich am 24.09. vor unserem Wohnhaus in der Karlstraße gemacht und in einem Gruppenchat gepostet. Gedacht war es als scherzhafte Antwort auf die Schilderung der Internet‑, bzw. Verbindungsprobleme eines anderen Teilnehmers. Der Kasten stand da, seit wir eingezogen waren – eigentlich, wie ich inzwischen erfuhr, sogar schon deutlich länger – nämlich schon bevor das Nachbarhaus gebaut wurde. Ich hatte immer über die etwas unprofessionelle Aufstellung nachgedacht – unmotiviert, ein klein wenig schräg vor unserer Dachrinne und einfach mit in den Asphaltbelag des Bürgersteigs eingebettet. Seit wann das gezeigte Loch im Kasten Teile seiner Eingeweide in Form eines vergleichsweise dünnen Kabels freigab, weiß inzwischen auch keiner mehr.
Dieser Umstand rief aber einen weiteren Teilnehmer des Gruppenchats auf den virtuellen Plan. Der Mitarbeiter der Infra, des örtlichen Energieversorgers, identifizierte den waidwunden Verteilerkasten sofort als zu seinem Zuständigkeitsbereich gehörig und fragte nach Einzelheiten. Ich machte also am sonntäglichen Vormittag noch eine Übersichtsaufnahme der Szenerie und damit kam nach jahrelangem, schepsen Stillstand Bewegung in die Angelegenheit. Nur wenig später war der Kasten notdürftig mit einer roten Mütze versorgt – was, apropos Notdurft, die anwohnenden Vierbeiner nicht daran hinderte, selbige dort zu verrichten (unser Hund macht nicht vor‘s eigene Haus).
Ungefähr zwei Wochen lang konnte der nun rot bemützte noch den Revolutionär geben, bevor ein pinkfarbener Blitz neuerliche Wendungen ankündigte.
Am 09.10. rückt ein zwei Mann starker Bautrupp samt Damenbagger (©zonebattler) an und arbeitet bis zum Feierabend an der Angelegenheit. Leider bemerke ich das Geschehen nicht sofort. So ist der langjährige kleine Begleiter schon abgeschoben und ein letztes Bild des Kastenkameraden bleibt mir verwehrt. Die Bauarbeiter sehen mich etwas verständnislos an, als ich mich nach seinem Verbleib erkundige (vermutlich übernimmt eine andere Einheit die Gefangenentransporte).
Die, zumindest am Grundriss des Kastens gemessen, respektable Baustelle wird höchst professionell abgesichert und auch nächtens beleuchtet.
Die Hunde kommen wegen der Absperrung nicht ran, dafür werfen Herrchen und Frauchen mitgebrachten Restmüll in die etwa 1 Quadratmeter große und 15 cm tiefe Baugrube, die dann schließlich am 17.10. mit frischem, schwarzen Asphalt verfüllt wird.
Nachbemerkungen:
Seit den Ereignissen um den seltsamen Kasten, kann ich kaum noch durch die Stadt gehen, ohne nach augenfälligen Beschädigungen an den grauen Kunststoffgehäusen zu suchen. Erstaunlich übrigens, wie viele von den Dingern rumstehen.
Während meiner Zeit als selbstständiger Werbe- und Industriefotograf habe ich viele solcher Kästen für die Firma Geyer in Nürnberg fotografiert.
Eine schöne Geschichte, zumal ich den Kasten seit Jahren kannte ...
Leb’ wohl, treuer Kasten! *schnief*