Manche Mitbürger scheinen »auf die Waffel« für ein probates Mittel der politischen Auseinandersetzung zu halten.
Ich vermute stark, dass es hier nicht um die Verteilung belgischer Nachspeisen an besorgte Bürger geht – wenngleich
gewisse orthographische Schwächen bei den Autoren derartiger Vorschläge gelegentlich zu Missverständnissen führen.
Hier ist der Schreiber wohl gerade noch und haarscharf am Plural‑, um nicht zu sagen Deppenapostroph vorbeigeschrammt.
Wahlloses Verteilen und Anhäufen von Satzzeichen (gerne !!! oder !?!...) und gelegentlich auch Buchstaben hielt ich bisher
immer für eine Spezialität derer, die hier auf die Waffel (bekommen) sollen – jetzt ist offenbar auch die Gegenseite betroffen.
Das raubt mir erstens eine liebgewonnene Illusion und zweitens bringt es mich in Erklärungsnot meinen Kindern gegenüber:
mit denen gehe ich jeden Morgen durch den Tunnel zu Schule oder Kindergarten und soll neu Angeschriebenes erklären.
Die, meine Kinder, wissen übrigens längst, dass die Tunnelwand mit einer Beschichtung versehen ist,
die die Entfernung jedweder Verzierung enorm erleichtert. Deshalb, liebe Antifa, bringt nächstens einfach
ein Schwämmchen mit – das erspart Euch die Peinlichkeit und lässt mir meine Illusionen von einer idealen Welt,
in der linke Jugendliche zum Gymnasium gehen und Nazis nicht vor(bei)kommen.
8. Feb. 2018
Die Illusion, dass die Antifa-Linken durchwegs gebildeter oder intelligenter sind als die Rechten habe ich schon mit 14 verloren (Ende der 80er). In dieser Altersgruppe waren sich die beiden Gruppierungen ähnlich bis zur Austauschbarkeit und einige Exemplare haben dann auch konsequent immer mal die Seiten gewechselt, je nachdem, wo grade die angesagteren Jungs dabei. Natürlich durchwegs männlich dominiert, die Mädels hatten Staffagefunktion.
Das altbekannte, Georges Clémenceau zugeschriebene „Wer mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 40 Jahren noch ist, hat kein Hirn.“ legt nahe, dass die Gruppen vielleicht nicht ganz so austauschbar sind (was jetzt nicht heißen soll, dass die Herzensbildung in Deutschen Gymnasien besonderen Raum einnimmt). In unseren Zeiten verzögerter Adoleszenz trifft man vielleicht sogar noch ältere Linke, die nicht völlig verblödet sind 🙂